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Vom 7. April 2008

Hallo ihr Lieben,

ich heiße Nico René Walter und bin bald ein halbes Jahr alt. In meinem kurzen leben hab´ ich schon eine Menge erlebt. Für meine Mama und mein Papa fing alles schon viel früher an. Als ich noch ganz klein war im Bauch von Mama, hat man bemerkt, dass sich irgend¬etwas an mir nicht so entwickelt hat, wie es normalerweise der Fall ist. Also mussten meine Eltern mit mir nach Bonn zu den Experten. Die haben sich dann alles an mir ausführlich angeguckt und nach mehreren Untersuchungen stand fest: Mein Bauch hat sich nicht geschlossen, so dass der Darm frei im Fruchtwasser schwimmt. Außerdem konnte man nur eine Niere sehen und keine Blase. Hinzu kommt, dass man am Rücken an den untersten Wirbeln noch eine Zyste gefunden hat. Das war hart für meine Eltern. Aber für sie stand fest, dass ich so wie ich bin, ein Recht auf Leben habe.

Eigentlich sollte ich erst am 17. November 2007 geboren werden. Da man jetzt aber wusste, dass ich kein gesundes Kind sein werde, wurde die Geburt nun geplant. Ich sollte dann am 29. Oktober in Köln-Holweide per Kaiserschnitt geholt werden. Allerdings haben die Erwachsenen bei den ganzen Planungen mich nicht nach meiner Meinung gefragt. Also hab ich sie einfach überrascht. Am 13. Oktober mitten in der Nacht um 2 Uhr hab ich meiner Mama klar gemacht „Du, ich will jetzt raus!“ Um 9 Uhr war ich dann da. Als es aber auf einmal so hell wurde, war mir doch ein bisschen mulmig zumute, und ich hab aus Leibeskräften geschrien. Zum Glück, denn für meine Mama war das das einzige Lebenszeichen. Die Hebamme hat mich dann sofort in einen anderen Raum gebracht, wo ein Team von Kinderchirurgen und Pflegepersonal aus der Kinderklinik Amsterdamer Str. auf mich wartete. Die waren ganz erstaunt, dass sie mich nicht beatmen mussten, obwohl ich fünf Wochen zu früh war. Jedenfalls wurde ich hier transportfertig gemacht. Und dann hatte ich die erste Begegnung mit meinem Papa. Er kam in den Raum und fragte, ob er ein paar Minuten allein mit seinem Kind sein dürfte. Daraufhin haben alle den Raum verlassen, und es wurde ganz ruhig. Dann kam er an das Wärmebett, schaute mich an und sagte: „Hallo mein Kind, ich bin´s, dein Papa. Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht über dir und schenke dir seinen Frieden. So, und jetzt musst du kämpfen, mein Kleiner.“ Das hab ich dann auch gemacht, so gut ich konnte. Nach drei Tagen und drei Operationen hab ich dann zum ersten Mal meine Mama gesehen. Die war so gerührt, dass sie erst mal gar kein Wort sagen konnte. Es hat einige Wochen gedauert, bis meine Eltern mich auf den Arm nehmen durften und ich endlich mit ihnen schmusen konnte. Das mag ich besonders gern.

Inzwischen hab ich neun Operationen hinter mir. Der Darm liegt da, wo er hingehört, und die Bauchdecke ist gut zusammengewachsen. Ich bin jetzt endlich bei Mama und Papa zu Hause, nachdem ich die ersten fünf Monate fast durchgehend in der Kinderklinik war. Jetzt soll ich mich erst mal erholen und im Herbst gucken wir dann weiter. Ich bin froh, dass ich leben darf. Ich kann meine Füßchen bewegen, obwohl ich am Rücken eine Zyste habe. In meinem Kopf hat sich alles normal entwickelt. Und übrigens habe ich doch zwei funktionstüchtige Nieren! :-)

Bei euch allen möchte ich mich bedanken. Ihr seid für meine Eltern und mich sehr wichtig. Danke für jede Aufmerksamkeit: Karte, Blume, Geschenk und Nachfragen. Danke einfach für eure Anteilnahme und euer Mitbeten. Gott segne euch!

Euer Nico René